Thema des Monats Dezember:

Familienaufstellung verstehen
Teil 1: Bert Hellinger und die Idee der Familienaufstellung

Bert Hellinger gilt als die zentrale Figur in der Begründung und Entfaltung des Familienstellens. Er lebte von 1925 bis 2019, war von 1952 bis 1971 katholischer Ordenspriester und absolvierte diverse psychologische und psychotherapeutische Ausbildungen. Seine Tätigkeit speiste sich unter anderem aus der Gruppendynamik, der Psychoanalyse, der Primärtherapie, der Transaktions- und Skriptanalyse, der Hypnotherapie, dem Neuro-Linguistischen Programmieren und der Familientherapie. Er stellt diesen Werdegang selbst als Einleitung zu seinem Buch „Die Quelle braucht nicht nach dem Weg zu fragen“ dar. Diese verschiedenen konzeptionellen Traditionen verband Hellinger mit einer Methode, die er ebenfalls aus anderen Kontexten übernahm und weiterentwickelte.

Es geht in der Familienaufstellung darum, Menschen die Möglichkeit zu geben, sich selbst in ihrer Entwicklung und in ihrer aktuellen Lebenssituation im Zusammenhang und in der Tradition der eigenen Familie zu sehen. Dabei kommt der Ursprungsfamilie eine besondere Bedeutung zu, die Einordnung des Individuums in die weiter zurückreichende Generationenfolge kann aber ein ebenfalls wichtiges Element des Familienstellens sein. Menschen, die Blockaden in der eigenen Entwicklung, immer wieder ähnliche Schwierigkeiten in ihren persönlichen Beziehungen und Partnerschaften, einen Mangel an Lebensfreude und andere belastende, oftmals wiederkehrende Erfahrungen machen, bietet die Familienaufstellung eine Möglichkeit, die Herkunft eigener Muster, mit denen diese belastenden Erfahrungen zusammenhängen, zu verstehen und auch Lösungen zu entwickeln.

Der Schlüsselbegriff dafür lautet „Verstrickungen“. Die Methode des Familienstellens zeigt auf, wie Menschen in Glaubenssätzen, Denk- und Verhaltensmustern oder emotionalen Verfassungen gefangen sind, die in ihrer familiären Herkunft entstanden sind, die sie bis in das Erwachsenenleben und auch in neue Kontexte, wie die eigenen engen Beziehungen und die eigene Familie, übernehmen. Diese Muster behindern sie darin, sich frei und selbstbestimmt zu entfalten.

So sehr die Familienaufstellung im Kern eine Methode ist, so ist sie doch ebenfalls von bestimmten Annahmen und Konzepten über Familien geprägt. In der Beschäftigung mit Hellinger und den in seiner Denk- und Arbeitstradition stehenden Personen und Konzepten wird deutlich, dass es einige zentrale Ideen gibt, die auf einer theoretisch-konzeptionellen Ebene das Familienstellen leiten und die Deutung dessen, was die Methode hervorbringt, bestimmen.

Es handelt sich hier um sehr spezifische, auf den Aufstellungsgegenstand „Familie“ bezogene Konzepte und Vorstellungen. Es geht um das Individuum in seiner Einbindung in die eigene familiäre Herkunft. Diese Gegenstandskonzepte prägen die praktische Arbeit der Familienaufstellung und es ist wichtig, sich mit ihnen auseinanderzusetzen, sie kritisch zu hinterfragen, sie auch weiterzuentwickeln. Sie sollten nicht implizit die Arbeit in Aufstellungen bestimmen, sondern sollten gerade für diejenigen, die ihre Fragen und Themen in einer Aufstellung bearbeiten, explizt herausgestellt und erklärt werden.

Lesen Sie in den folgenden Monaten die Fortsetzungen dieser Reihe über
die Konzepte und Methoden der Familienaufstellung!

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