Thema des Monats Mai:
Kinder - ja oder nein? Aufstellung für Paare

Die Frage, ob sie als Paar gemeinsam Kinder zeugen, Kinder adoptieren, Pflegeeltern sein wollen oder ohne Kinder leben möchten, steht für viele Menschen in Beziehungen im Raum. Mit ihr umzugehen ist nicht leicht, sie zu beantworten noch schwieriger. Wenn wir uns für den einen Weg entscheiden, ist es eine Entscheidung gegen die andere Option: Wer sich gegen Kinder entscheidet und diese Entscheidung umsetzt, erfährt nicht, wie es wäre, Kinder zu haben. Wer sich für Kinder entscheidet und sie auch bekommt, weiß nicht, wie das eigene Leben und wie die Beziehung sich ohne Kinder angefühlt hätten.

Wir erleben, dass manche Paare implizit entscheiden, den Dingen ihren Lauf lassen, sich nicht festlegen und sich überraschen lassen möchten. Wir sehen Paare, die dem Thema und damit auch der Entscheidung aus dem Weg gehen, Fragen dazu verschweigen, Gespräche darüber meiden. Es passiert dann irgendwann oder ist tatsächlich bzw. im Empfinden der Beteiligten zu spät dafür.

Es gibt wenige Möglichkeiten, sich begleitet und unterstützt in eine intensive persönliche und Paar-Auseinandersetzung mit dieser Frage zu begeben. Aufgrund eines Gesprächs mit einem befreundeten Paar, das diese Frage beschäftigt, haben wir begonnen nachzudenken und ein Format zu entwickeln, mit dem wir an genau diesem Punkt helfen können.

Wir bieten mit dieser sehr spezifischen Aufstellung für Paare ein Format an, das ganz konzentriert die Frage in den Blick nimmt: Kinder – ja oder nein? Es ist eine zukunftsorientierte Aufstellung, weniger der Blick in die Herkunft und die eigene Prägung. Es geht nicht vorrangig darum, zu verstehen, warum ein Kinderwunsch da ist oder warum er sich nicht herausbildet. Es geht auch nicht um die Frage, warum ein Kinderwunsch unerfüllt bleibt oder was das für eine Paarbeziehung bedeutet. Alle diese Themen sind für die Betroffenen von größter Bedeutung und verdienen viel Aufmerksamkeit. Dennoch möchten wir mit diesem Format eine ganz spezifische Frage ins Zentrum stellen: Kinder – ja oder nein?

Paare, die zu dieser Aufstellung kommen, schildern, wo sie im Hinblick auf diese Frage genau stehen, welche Optionen sie konkret sehen, welche Entscheidung genau ansteht. Für jede Option erarbeiten wir eine Repräsentation im Raum, so dass man in sie hineingehen und sie spüren kann. Wir geben Zeit, alle Dimensionen jeder Option anzuschauen und sich in sie einzufühlen. So schärfen die Einzelnen und das Paar gemeinsam ihr Bewusstsein davon, wofür und wogegen sie sich entscheiden, wenn sie die Frage Kinder – ja oder nein? so oder so beantworten. Sie tauchen einmal tief ein und lassen Hoffnungen, Ängste, Sorgen zu, die sich mit der Frage verbinden. Sie gestatten sich und dem*der Partner*in, sich Zeit zu nehmen noch einmal genau hinzuschauen – auf die Optionen und auf sich selbst sowie auf die Andere bzw. den Anderen.

Drei Phasen der Aufstellung „Kinder – ja oder nein?“

 
Phase 1:
Klärung der Optionen und der anstehenden Entscheidungen

Wir erarbeiten die Optionen, wir klären die anstehende Entscheidung, wir entwickeln ein Bild und ein Gefühl dafür, wo genau das Paar gerade im Hinblick auf die Frage steht.

Phase 2:
Repräsentation der Optionen im Raum

Wir entwickeln einen Platz im Raum für jede Option, den man als Einzelne*r und als Paar betreten, in den man sich einfühlen und in dem man auch eine gewisse Zeit sein kann, um ihn auf sich wirken zu lassen. Er wird so gestaltet, dass jede*r für sich bleiben und auch beide gemeinsam sein können.

Phase 3:
Aufstellungsarbeit

Das Paar begibt sich in den Aufstellungsprozess. Es beginnt damit, dass beide je für sich die erste Option betreten und sich in sie einfühlen. Den Wahrnehmungen und Empfindungen, die dabei entstehen, gehen wir individuell nach. Jede*r drückt aus, was die Verbindung mit dieser Option auslöst. Die wichtigsten Eindrücke werden notiert und so festgehalten.

Anschließend folgt dasselbe für die zweite Option, ggf. auch, falls es sie gibt, für eine dritte.

Dann geht das Paar ganz bewusst und mit einer gemeinsamen Perspektive in die Optionen und fühlt sich in die Frage ein: Was macht diese Option mit uns als Paar? Auch hier gibt es ausreichend Zeit und Ruhe, alles Wichtige wahrzunehmen und auszudrücken. Auch hier werden die wichtigsten Eindrücke notiert und festgehalten.

Schließlich stellt sich das Paar allen Optionen aus einer neutralen Position heraus gegenüber und jede*r formuliert, wie es ihr*ihm im Hinblick auf eine Entscheidung geht. Wenn eine gemeinsame Entscheidung schon zu diesem Zeitpunkt möglich ist, kann sie ausgesprochen werden.

In diesem Fall kann sich das Paar von der Option, vielleicht in Einzelfällen auch von den Optionen verabschieden, die nicht gewählt wurde bzw. wurden – ganz in Ruhe, sehr bewusst und aus einer tiefen emotionalen Wahrnehmung dessen heraus, was diese Optionen vermutlich für das eigene Leben bereithielten, das Schöne ebenso sehend wie die Herausforderungen, die Belastungen und die Schwierigkeiten. Und das Paar kann sich schließlich noch einmal mit klarer Zustimmung der Option zuwenden, die es gewählt hat.

Wenn noch keine Entscheidung möglich ist, arbeiten wir heraus, was das für das Paar und für das weitere Umgehen mit der Frage bedeutet.

Wir glauben, dass dieses Aufstellungsformat eine sehr beeindruckende, ruhige, konzentrierte und emotionale Weise ist,
sich der Lebensfrage Kinder – ja oder nein? zu stellen, eine Weise, die der Bedeutung der Frage gerecht wird.

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