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Organisationsaufstellung

Neben der Familienaufstellung hat sich insbesondere die Organisationsaufstellung als ein wichtiges Anwendungsfeld der Aufstellungsmethode etabliert. Es geht hier darum, Beziehungsstrukturen und Dynamiken in Organisationen aufzuzeigen, die – wie Familien in der Familienaufstellung – als Systeme verstanden werden, deren Beziehungsstrukturen auf die in sie eingebundenen Menschen wirken, Erleben und Verhalten dieser Menschen u. U. sehr stark beeinflussen und sie in der Wahrnehmung ihrer Rolle und Verantwortung, in ihrer positiven Wirkung auf die Organisation und auch in ihrer persönlichen Entfaltung hemmen und behindern können.

Auch wenn für manche Menschen die Organisation, in der sie tätig sind, wie ein zweites Zuhause und ihr Team wie eine Familie ist, sind Organisationen keine Familien und Organisationsaufstellungen keine Familienaufstellungen. In Organisationen gelten Rahmenbedingungen, die Besonderheiten für die Aufstellungsarbeit mit sich bringen. Die wichtigsten dieser Rahmenbedingungen sind:

  • Organisationen dienen einem Zweck, sie haben instrumentellen Charakter. Familien hingegen sind Schicksalsgemeinschaften.
  • Die Basis der Beziehungen von Menschen in einer Organisation ist der jeweilige individuelle Vertrag mit der Organisation und die darin festgelegten Rollen und Verantwortungen. Die Basis der Beziehungen in der Familie sind die Bindungen, die hier wachsen. Kinder werden in ein ganz bestimmtes Familiensetting hineingeboren. Es gibt in diesem Ereignis keine Wahlfreiheit.
  • Die Zugehörigkeit zu einer Organisation kann beendet werden, die Einbindung in eine Familie ist nicht auflösbar. Eine Bindung dieser Art besteht zwischen Menschen und Organisationen nicht.
  • Organisationen haben ein Management und eine institutionell in Kraft gesetzte Verfasstheit. Alle Festlegungen in diesem Kontext sind frei gestaltbar. Die Familienverfassung ist vorgegeben: Großeltern, Eltern, Kinder, Enkel haben ihren definierten Platz. Durch die immer facettenreicher werdenden Partnerschafts- und Familienstrukturen löst sich zwar die Klarheit dieser Vorgaben in vielen familiären oder quasi-familiären Konstellationen auf und Beziehungsstrukturen werden – zumindest in Teilen – Verhandlungssache. Dennoch bleibt ein deutlicher Unterschied zur Gestaltungsfreiheit von Strukturen und Rollen in Organisationen.
  • Organisationen entwickeln Normen und Regeln, an die sich die Mitglieder zu halten haben sowie einen mehr oder weniger differenzierten administrativen Apparat, der das Verhalten der Einzelnen diesen Regeln entsprechend steuert. Auch Familien haben Regeln und Normen, aber keinen administrativen Apparat, der sie optimiert und über sie wacht. Das geschieht durch das Wissen und den Wunsch dazuzugehören.

Durch diese Darstellung wird deutlich, dass Familien und Organisationen sehr unterschiedliche Systeme sind und es ergibt sich daraus, dass die Aufstellungsarbeit zwar in beiden funktionieren kann, weil sie beide Systeme sind und weil jeweils die Beziehungsstrukturen Dynamiken erzeugen, in denen Individuen verstrickt sein können. Die konkrete Gestaltung der Aufstellungsarbeit in Organisationen ist jedoch immer eingebunden in die Zweckorientierung der Organisation und sie ist Begrenzungen unterworfen, die aus der Verfasstheit der Organisation, vor allem aus ihrer Hierarchie, aus den Rollen und Verantwortungen der Einzelnen, aus Belohnungs- und Sanktionierungsmechanismen und aus mikropolitischen sowie kulturellen Vorgaben resultieren.

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