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Ziele der Aufstellungsarbeit

Wir sehen einige ganz grundlegende Zielsetzungen der Aufstellungsarbeit – sei es die Familienaufstellung im Sinne Bert Hellingers und die aus ihr entstandenen Weiterentwicklungen der Familienaufstellung, sei es die Aufstellung anderer Kontexte oder Beziehungssysteme jenseits der Familie. Wir möchten diese grundlegenden Zielsetzungen in drei Kategorien von Zielen beschreiben: Erkenntnis, Integration und Veränderung.

Erkenntnis:

Wer ein System (Familie, Beziehung, Organisation, Team …), zu dem er/sie gehört, aufstellt, erhält die Möglichkeit, es sich anzuschauen. Diese Möglichkeit zu schaffen und nutzen zu können, stellt die erste wichtige Zielsetzung der Aufstellungsarbeit dar. Die Erkenntnis der Beziehungsstrukturen und der aus ihnen resultierenden innerpsychischen sowie zwischenmenschlichen Dynamiken steht dabei im Zentrum. Die Bewusstwerdung über die Wirkung von Beziehungsstrukturen sowie über eigene Reaktionsmuster in diesen Beziehungsstrukturen bzw. aus ihnen heraus ist eine notwendige Bedingung für deren Veränderung.

Integration:

In der Familienaufstellung, wie sie Bert Hellinger entwickelt hat, spielt die Anerkennung von Elementen, sprich in der Regel Personen, die aus einem Familiensystem ausgeschlossen wurden, eine fundamentale Rolle: „Beim Familien-Stellen geht man systemisch vor. […] Bei der systemischen Vorgehensweise kommt es darauf an, das Vollständige und das Ganze in den Blick zu bekommen. Daher schaue ich zuerst auf die, die in dem System ausgeklammert werden, auf Familienmitglieder, denen die Anerkennung verweigert wird oder denen die Liebe verweigert wird. […] indem ich mich auf die Seite dieser Ausgeschlossenen stelle, müssen die anderen sich neu orientieren. Also, durch die Parteinahme für das Ganze kommen auch die anderen in Verbindung mit den Ausgeschlossenen“ (Hellinger, B., 2007, Die Quelle braucht nicht nach dem Weg zu fragen. 5. Auflage. Heidelberg: Auer, S. 195). Daraus ergibt sich eine zweite wesentliche Zielsetzung der Familienaufstellung: Die Integration ausgegrenzter Personen. Diese Integration ist vor dem Hintergrund der konzeptionellen Grundannahme Hellingers, dass jedes Familiensystem nach Anerkennung und Würdigung aller, die zum System gehören, strebt, von grundlegender Bedeutung für die Heilung von Verstrickungen in familiären Systemen. Ausgrenzungen führen nach Hellingers Theorie dazu, dass andere Familienmitglieder unbewusst in eine partielle oder umfassende Identifikation mit den Ausgeschlossenen gehen, um sie im System wieder zu integrieren. Dadurch wird ihre eigene Reifung und Selbstwerdung gestört. Darin besteht die Verstrickung. Die Zielsetzung der Integration lässt sich für die Aufstellungsarbeit auch über die Familienaufstellung hinaus allgemeiner fassen und erscheint mir wichtig und grundlegend: die Aufstellungsarbeit hat das Ziel, aufzuzeigen, welche Elemente eines Systems nicht oder nicht angemessen gesehen und gewürdigt werden und welche Konsequenzen diese Ausblendung für die übrigen Mitglieder des Systems und ihre Identifikations- und Entfaltungsmöglichkeiten hat.

Veränderung:

Die dritte, auf die beiden vorher Genannten aufbauende Zielsetzung der Aufstellungsarbeit ist die Veränderung. Wirkungen von Beziehungsstrukturen auf ein System, insbesondere aber auf die Klientin / den Klienten, die/der in diesem System lebt bzw. arbeitet, können dadurch verändert werden, dass sie erkannt, also ins Bewusstsein gehoben werden. Und Wirkungen von Ausblendungen können dadurch verändert werden, dass Ausblendungen wieder eingeblendet und die Systemelemente an einen ihnen angemessenen Platz gerückt werden. Auch das geschieht primär im Bewusstsein der Klientin / des Klienten. Sie/er erhält dadurch die Möglichkeit, sich neu zu positionieren, sich anders zu verhalten und eigene Gestaltungs- und Entfaltungsmöglichkeiten neu zu entdecken und zu nutzen. Die Aufstellungsarbeit ermöglicht diese Veränderung. Ihr Vollzug ist eine Aufgabe der Klienten / des Klienten im realen Systemkontext. Die Ermöglichung der Veränderung dysfunktionaler Identifikations- und Verhaltensmuster ist die dritte wichtige Zielsetzung der Aufstellungsarbeit.

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